Ein tränenreicher Vizemeister

Die Tischtennisdamen des ATSV Oberkotzau schließen die Saison in der Verbandsliga Nordost mit zwei starken Auswärtssiegen ab – und werden als Aufsteiger gleich Vizemeister. Doch die Freude ist getrübt: Statt in die Verbandsoberliga, der höchsten bayerischen Spielklasse, aufzusteigen, wird der Verein nächste Saison sein Damenteam auf Bezirksebene zurückziehen.

Reichlich Tränen flossen bei den Tischtennisspielerinnen des ATSV Oberkotzau nach dem 8:2 bei der SpVgg Erlangen. Doch weniger über diesen Erfolg und auch nicht über den beeindruckenden 8:2-Sieg Stunden vorher bei der SpVgg Hausen, der dem Team beim direkten Konkurrenten um Rang zwei in der Verbandsliga Nordost gelang und dem Aufsteiger die Vizemeisterschaft bescherte. Vielmehr endet mit dem Auftritt in Erlangen eine Ära beim ATSV Oberkotzau, die 2010 begann und an der Julia Schenk und Antonia Kropf einen großen Anteil hatten. Gerade bei beiden liefen die Tränen nur so übers Gesicht. Denn: Julia Schenk will sich künftig mit dem TV Konradsreuth in der Oberliga Bayern spielstärkerer Konkurrenz stellen und Antonia Kropf möchte sich im nächsten Jahr auf die Endphase ihres Studiums konzentrieren. Damit wird auch die tschechische Spitzenspielerin Karolina Vysocka, die ligabeste Spielerin, den Verein wieder verlassen. Noch nicht klar ist, ob Regine Ferfers dem Verein erhalten bleibt. Fakt ist: Statt als Vizemeister der Verbandsliga Nordost in die Verbandsoberliga, der höchsten Spielklasse in Bayern, aufzusteigen, geht es runter auf Bezirksebene. Denn künftig wird aus der zweiten Mannschaft, die in der Bezirksklasse spielt, die erste Mannschaft.

Stolz können die Verantwortlichen im Verein um Trainer Arndt Peckelhoff dennoch sein über das Erreichte. 2010 aus einem Schnupperkurs von Sieben- und Achtjährigen entstanden, schafften die ATSV-Mädchen, die mit bis zu fünf Teams gleichzeitig im Spielbetrieb waren, mit viel Freude, reichlich Talent und tollen Leistungswillen den Aufstieg von der untersten Kreisliga bis hinauf zur höchsten Mädchen-Spielklasse, der Bayernliga Nord. Dort erreichten Julia Schenk, Antonia Kropf und Co. einmal den vierten und einmal den dritten Rang. Dazu gab es noch viele Erfolge bei oberfränkischen, nordostbayerischen und bayerischen Mannschafts- und Pokalmeisterschaften.

2018 meldete der ATSV Oberkotzau in der untersten Spielklasse eine junge Damenmannschaft, die die routinierte Regine Ferfers, die im Ort wohnte, unterstützte. Sofort marschierte das Team ohne Niederlage durch die Bezirksliga in die Bezirksoberliga. Und auch da lag der ATSV sofort im Spitzenfeld. Doch dann stoppte Corona die Mädchen – und damit auch den Verein auf dem Weg nach oben. Zwei Jahre lang konnte Oberkotzau nicht aufsteigen, einmal wurde die Saison abgebrochen, das andere Mal die Spielzeit komplett annulliert. Erst 2022 gelang mit einem Durchmarsch in der Bezirksoberliga der verspätete Aufstieg in die Verbandsliga. Mit Karolina Vysocka kam im vergangenen Sommer ein weiteres Puzzleteilchen dazu, mit der Julia Schenk, Regine Ferfers und Antonia Kropf weiter für reichlich Furore sorgten. Aber auch die Ersatzspielerinnen Claudia Zeitler, Sonja Peckelhoff und Leonie Morawietz feierten bei ihren Einsätzen Siege in der Verbandsliga, sorgten beispielweise in Postbauer-Heng, gegen Unterlauter oder in Brand für dicke Überraschungen.

Am Ende der Saison 2022/23 stehen hervorragende Daten für den ATSV Oberkotzau zu Buche: 16 Siege aus 20 Spielen, Rang zwei hinter dem TSV Unterlauter mit 33:7-Punkten. Karolina Vysocka und Julia Schenk bildeten das beste Spitzenpaarkreuz, Regine Ferfers gehörte zu den besten Spielerinnen im hinteren Paarkreuz – und keines der anderen zehn Teams hatte am Ende so eine beeindruckende Doppelbilanz (33:7) wie der ATSV Oberkotzau. Zudem brachte der ATSV dem Meister Unterlauter die einzige Saisonniederlage bei. Durchaus auch ein Grund am Ende einer stolzen Zeit die eine oder andere Träne zu vergießen.

Freude über Rang zwei und eine tolle Zeit: Antonia Kropf, Julia Schenk, Trainer Arndt Peckelhoff, Karolina Vysocka und Regine Ferfers (von links)